Es war einmal…
ein kleiner Junge, dessen Eltern meinten, der Bub müsse Klavier spielen lernen. Im zarten Alter von 13 (und er war damals wirklich zart) bekam er also ein Klavier und wurde in der örtlichen Kreismusikschule angemeldet.
Nach den harten Anfängen mit faden Tonleitern und nervigen Fingerübungen zeigte sich schon sehr bald, dass seine Freude am Vom-Blatt-Spielen von Bach-Sonaten genauso überschaubar wie seine Begabung dafür war. Auch Bartok und Gershwin konnten nicht für den großen Durchbruch sorgen.
Dann aber fielen ihm Noten von Pink Floyd´s „Dark Side of the Moon” und Supertramp´s “Crime of the Century” in die Hände. Das war doch richtige Musik, jetzt machte es Spaß, sich daran zu versuchen.
Aber so ganz einfach war auch das nicht, also kombinierte er spielbare Passagen verschiedener Songs miteinander und ließ sich dazwischen Überleitungen selbst einfallen.
Und schlug folgerichtig seiner Lehrerin, Frau Müller, vor, beim alljährlichen Abschlussabend eine solche „Eigenkomposition“ zu präsentieren. Ob sich das Super-Floyd-Heintz´sche Opus positiv von dem üblichen Gestolpere abheben konnte, das sich nur für stolze Elternohren erträglich anhört, ist nicht belegt. Aber für den kleinen Jungen war es ein wegweisender Abend.
1978 – innerhalb der Schulklasse war ein eifriges gegenseitiges Schallplatten-Ausleihgeschäft im Gange und dabei fand plötzlich „The Grand Illusion“ von Styx den Weg auf den zwar elterlichen, aber ohnehin schon fest okkupierten Plattenspieler. Und in den Strophen von „Superstars“ legt Dennis de Young zuerst mit einer Orgel die Akkorde in den Hintergrund, bevor im zweiten Teil ein Synthesizer-Arpeggio für ein zusätzliches Aha sorgt. Und da wusste ich – ich will in einer Band spielen!
Es gab da auch eine Schulband namens „Airport“ und ich kannte auch die beiden Gitarristen Frank und Mike, weil wir zusammen in der Fußballmannschaft des SC Unterpfaffenhofen spielten, aber trotzdem brauchte es einen Artikel in der Schülerzeitung, in dem die beiden zitiert wurden, dass sie „Musik im Stile von Styx, Kansas und REO Speedwagon machen wollten, im Gegensatz zu diesen Bands aber noch keinen Keyboarder hätten“, bis ich mich vorzuschlagen traute, dass ich da jemanden wüsste, der an diesem Job interessiert wäre.
Dann gings ganz schnell – ein Treffen im Übungsraum (im Vereinsheim des SV Germering, in dem meiner Erinnerung nach Hunderte von Rohren quer durch den Raum liefen, so dass man den Kopf verrenken musste, wenn man sich gegenseitig anschauen wollte) und der Zuwachs wurde aufgenommen, auch wenn ich den skeptischen Blicken des damaligen Drummers Ralf entnehmen musste, dass ihm nicht ganz klar war, warum eine Rockband denn einen Tastendrücker brauchen sollte.
Equipment musste her, im Music-Shop in Schwabing erstand ich unter fachkundiger Beratung unserer beiden Saitenkünstler eine gebrauchte Crumar-Orgel und einen Roland Jazz-Chorus Amp und los gings. Zuerst wurden die bestehenden Songs der Band mit Keyboards veredelt, „Same Old Dream“, „Keep On Searching“ oder „Burnin´ World“, danach entstanden die ersten gemeinsamen Kompositionen. Es wurde recht bald klar, dass die Crumar-Orgel nicht die beste Lösung war, erstens will eine Orgel irgendwie schon sehr speziell bespielt werden und außerdem bot sie nicht genug Variantenreichtum für meine Vorstellungen. Sie wurde durch einen Roland Juno-60 ersetzt.
Der erste Auftritt fand 1981 im Jugendheim in Alling statt, vor lauter Lampenfieber war meine Festplatte da oben nicht in der Lage, irgendwelche Erinnerungen davon abzuspeichern. Allzu schlimm kann es aber nicht gewesen sein, es wurden allmählich immer mehr Gigs.
Beim Germeringer Open-Air-Festival am Baggersee als Vorband der United Balls („Togo in Pogo“ – erinnert sich noch wer?). Und im Jahr darauf eigentlich als Support von Relax und der Münchner Freiheit – eigentlich, weil es schließlich doch nicht dazu kam, aber das wäre eine Geschichte für sich, jedenfalls bin ich heute noch stolz darauf, dass mich der Gitarrist der Freiheit als „größten Wi…. der rumläuft“ titulierte.
In diese Zeit fiel auch die Umbenennung in VanCoover. Nachdem die Münchner Presse in Konzertkritiken vom „Kanada-Rock“ der Band geschrieben hatte und wir Bands wie Van Halen, Van Zant oder Van Stephenson gut fanden, kam es zu diesem Wortspiel.
Ob vor 5 (fünf!) zahlenden Zuhörern im Sollner Vogue-Club oder vor 4.500 Besuchern beim Tutzinger Seefestival, wir versuchten immer, unser Bestes zu geben. Das absolute Highlight war damals sicher der Auftritt auf der Theatron-Seebühne vor 6.000 Menschen, die eigentlich für Hans Söllner gekommen waren und dann mit uns vorlieb nehmen mussten – hatten wir die Hosen voll…!
Mainstream-Rock war damals angesagt und genau den konnten wir auch anbieten. Bei mir waren naturgemäß eher solche Bands hoch im Kurs, bei denen die Tasten eine tragende Rolle spielten, Virginia Wolf beispielweise (nicht von ungefähr war lange Zeit „Livin´ on a Knifeedge“ der einzige Coversong in unserem Repertoire), Strangeways, Giuffria, Idle Cure, FM oder – um etwas bekanntere Namen zu nennen – Journey und Loverboy. Allesamt Bands, die unter dem wenig schmeichelhaften Namen „Pomp-Rock“ liefen (offenbar hat da jemanden meine legendäre silberne Glitzer-Bühnenhose inspiriert).
Das waren meine Vorbilder, denen ich nacheiferte, auch wenn der, der mich vielleicht am meisten beeinflusst hat, nicht unbedingt aus der Mainstream-Richtung kommt: Alexander Büchel, der als „Effendi“ bekannte damalige Keyboarder von BAP.
Und dann war 1990 ziemlich plötzlich Schluss, alle hatten ihre ersten Jobs und die Prioritäten hatten sich verschoben. Das hätte das Ende der Band sein können. Hätte…
Aber davon vielleicht mal später mehr.